Guten Tag zusammen.

Ich habe mir kürzlich Hogtunes Lautsprecher besorgt und war doch sehr von dem Gewicht überrascht. Das Teil ist durchaus nicht leicht, und wird ledingtlich unten an der MS Batwing Scheibe eingehangen und mit der einen Mittleren Schraube gesichert.
Wenn die Batwing diese Traglast problemlos aushalten kann, dann sollte es auch kein Problem sein nach dem gleichen Prinzip eine (kleine) Innenverkleidung anzubringen. Zum Fahrer hin ca 10 bis 12 cm hohe glatte Fläche, zur Anbringung einer anständigen Handyhalterung sowie evtl zusätzliche Schalter oder Instrumente. Oberkante der Form der Batwing angepast, mit Verschraubungspunkten an den 3 Punkten der original Scheibe, unterteil dann fixiert wie der Hogtunes Lautsprecher.
Was man dazu bräuchte wäre eine Zündende Idee, wie man so etwas baut - und im Optimalfall jemanden, der sowas bauen kann.
Hat da jemand eine Idee?

Beste Grüße,
Shion

Hallo Shion,

ich hab jetzt keine "zündende Idee". Weiß auch nicht wirklich was du vor hast. Ich habe die Taschen dran und da drauf ne Halterung für´s Navi. Zusätzlich ein Teil mit Zigarettenanzünder, 2 x USB und Voltanzeige in der Batwing. Kann man auch ein- und ausschalten. Hab auch einen Schalter verbaut, in dem Aufsatz der innen rechts und links als Verstärkung dran ist, kann an meinen LED-Zusatzscheinwerfern den Standlichtring abschalten.

Na bin mal gsspannt was du dir einfallen lässt! Normal geht ja nur was mit GFK!

Gruß Heiko

PS. kann irgendwie keine Bilder anhängen.

GfK war auch mein erster Gedanke. Da kann man doch tolle Sachen mit machen.

Hallo Shion,

auch ich würde GFK vorschlagen. Wegen der vielen gestalterischen Möglichkeiten.
Was üblich ist, ist die Positivbauweise.
Dabei wird ein Modell aus Styrodur herausgearbeitet, und dann mit Glasgewebe überzogen.
Wenn das Laminat fest ist, wird geschliffen und gespachtelt, bis die Oberfläche passt. Dann gefüllert und lackiert.

Beim Laminieren gilt es, einige Grundsätze zu beachten:

-Polyesterharz ist leicht zu beschaffen, leicht zu verarbeiten, und wird schnell fest
-leider löst es Styropor auf. Deswegen sollte der Grundkörper aus Styrodur sein, oder er wird mit Paketklebeband gründlich vor den Styroldämpfen des Polyesterharzes isoliert.
-es stinkt etwas nach Styrol, ist aber weniger giftig als Epoxyharz
-wird Polyesterharz nur mit dem Pinsel aufgetragen, entstehen ungeichmäßige Schichtdicken; es sieht nicht gut aus. Lieber mit der Rolle arbeiten.

-Epoxydharz löst Styropor nicht auf
-Epoxydharz (jenes zum Laminieren) hat eine längere Topfzeit, und ist etwas dünner eingestellt
-man kann es in Ruhe mit einer Lammfellwalze oder einem Schaumstoffroller auf den Grundkörper ins Glasgewebe "einmassieren"
-es ist erst nach ca. 24 Stunden fest
-es ist im ausgehärteten Zustand zähelastischer als Polyester, also weniger spröde
-etwas teurer als Polyester
-mit dem Pinsel ergeben sich nicht so schlechte Oberflächen wie beim Polyesterharz, aber auch hier ist Rollern die bessere Arbeitsweise
-man kann es eher selten im Automobilzubehör kaufen, aber manchmal in Modellbauläden; oder direkt bestellen

Du kannst Gewindebuchsen gleich einlaminieren, oder nachträglich einharzen. Dazu gibt es fertige Bauteile, z.B. Muttern mit einem breiten, durchlöcherten Flansch.

Die Oberfläche kannst Du auch narbig gestalten: auf die noch nasse oberste Harzschicht Kristallzucker oder grobkörniges Salz streuen. Wenn alles fest ist, den Zucker / das Salz mit Wasser herauslösen.
Allerdings hat diese Oberfläche den Nachteil, dass eine lokale Reparatur sichtbar bleibt.

Wenn man in eine negative Form arbeiten kann, ergeben sich glattere Oberflächen. Ich habe diverse Schüsseln, Badewannen, Herdabdeckungen, Plastikverpackungen bereits missbraucht, um kleine Einzelsegmente abzulaminineren. Diese kann man dann zusammensetzen zu dem Bauteil, das man braucht. Einzelne ausgehärtete Stücke lassen sich wunderbar zusammenkleben; die Kanten stark anschrägen, und mit Harz verkleben. Aber anschließend möglichst noch eine Lage Glasgewebe zur Verstärkung drauflaminieren.

Welches Gewebe wird verwendet?
Möglichst kein Vlies (=Struktur wie gepresstes Sauerkraut): dies verbraucht viel Harz, läßt sich schlecht um Ecken und Kanten drapieren, und behält Lunker an der Oberfläche. Der Finischaufwand ist enorm.
Am besten man kauft sich Glasgewebe in Köperbindung, etwa 160 g/m² . Also keine Leinwandbindung, die ist störrig bei Ecken, Kante und Wölbungen. Leinwandbindung funktioniert nur bei großen ebenen Flächen.
Köperbindung hingegen lässt sich sehr gut mit der Rolle auf das Positiv / bzw. in die Negativform massieren, die Fasern der Köperbindung richten sich entsprechend aus.
Mehrere Lagen übereinander laminieren, bis die gewünschte Materialstärke erreicht ist. Das darf "naß in naß" geschehen, d.h. man muss nicht warten, bis die untere Schicht fest geworden ist.

Im Netz gibt es viel Literatur dazu. In Modellbauläden findet man ab und zu einiges an Materialien, aber die Auswahl ist mäßig.

Als Lieferant ist R&G sehr gut geeignet, die Fa. hat auch eine Laminierfibel, die so einiges erklärt. Ich bin nicht an der Firma beteiligt, oder profitiere auch sonst nicht davon.

https://www.r-g.de/

Sägen von Glasgewebe ruiniert relativ schnell die Sägeblätter. Beim Schleifen unbedingt eine Atemschutzmaske tragen!
Eine angeschliffene Oberfläche kann man mit Polyesterharz verspachteln, auch wenn die Grundstruktur aus Epoxy ist. Es verbindet sich.


Zum Laminieren braucht man etwas Erfahrung, bis das Ergebnis zufriedenstellend wird. Darum sollte man mit einfachen Geometrien beginnen. Aber die gestalterischen Möglichkeiten sind enorm, und eben diese Vielfalt an Möglichkeiten macht Spaß nach mehr!

Viel Erfolg!

Klaus.

Na bitte, da war doch die Zündende Idee. Da ich nie mit sowas gearbeitet habe, habe ich nicht an GFK usw gedacht. Scheint aber genau das richtige zu sein.
Danke euch. Insbesondere natürlich Klaus, du hast mir viel Input gegeben. Ich werde mir mal Literatur und vor allem Youtube-Tutorials dazu suchen und mal schauen ob ich nächstes Jahr die Gelegenheit finde mich da mal ran zu setzen. Das wird sicher ne riesige Sauerei...

Hi Shion,

freut mich, dass es hilft.

Und ja, es wird eine riesige Sauerei.
Du brauchst Nitro-Verdünner zum Auswaschen der Pinsel und Rollen, dennoch verkleben diese nach 3-4 Laminiervorgängen. Einweghandschuhe nicht vergessen, keine aus Latex verwenden, Latex ist für Epoxydharz durchlässig.

Zum Dosieren des Harzes und des Härters beim Epoxydsystem verwende ich Einwegspritzen mit 10-20 ccm. Epoxydharze verlangen nach einer sehr genauen Dosierung der beiden Komponenten. Jedes Harzmolekül braucht sein eigenes Härtermolekül. Mehr oder weniger Härter verhindert ein festes Aushärten der Masse.

Bei Polyesterharz ist dies relativ unempfindlich. Zuviel Härter aus der Tube beschleunigt den Härteprozess so stark, dass die Masse heiß wird. Aber fest wird es dennoch. Bei zu wenig Härter dauert das Festwerden eben etwas länger, gelingt aber trotzdem.

Gruß,
Klaus.

Wow, klasse Tipps Klaus.!!!

Shion macht dir direkt Gedanken das Du da mehrere machen kannst, denke alleine bei den MoBT gibt es 1-3 Abnehmer, ich reserviere schon mal 😎🤟

Eins muß man schon mal sagen:
Toll auf was für Ideen ihr immer wieder kommt
Wo andere einfach nur kaufen aus den teilweise Telefonbuch dicken Katalog wird hier noch richtig gebastelt
Respekt !

@Jonas
Danke für die Blumen, aber soweit bin ich noch nicht. Ich bin mehr Elektroniker als Schrauber und Kunsthandwerker. Ich möchte mir wenn es geht jemanden ins Boot holen der schon irgendeine Erfahrung mit dem Ganzen hat. Denn einfach und "mal eben" wird das nicht zu machen sein. Und als Studie wäre es mir ja noch egal wie es aussieht, aber bei sowas schönem wie der Dicken muss es am Ende schon ordentlich und sauber gearbeitet sein. Sonst verhunst es die ganze Optik.

@Nonni
Davon sind wir wohl noch weit weg, und wenn dann wäre es wohl eine einmalige Geschichte. Ich hab leider nicht die Platz- und Zeitreserven um da eine dauerhafte Fertigung draus zu machen. Ich könnte mir aber vorstellen genug Material zu besorgen für das eine oder andere Probemodell, Mein eigenes Model, und dann einfach solange Weiterzubauen bis das Material aufgebraucht ist. Frei nach dem Motto: Wer zuerst kommt malt zuerst. ;)
Ich nehme nämlich an, das das Schwierigste und Zeitaufwendigste am Ende die Fertigung des Grundmodels ist. Danach wird ja nurnoch drüberlaminiert, geschliffen, gespachtelt und grundiert. Das sollte also machbar sein. Von rumliegenden Resten hab ich nämlich auch nichts. :)

@Klaus
Ich schreib dir mal ne PN... :P

Hi in die Runde,

das Schwierigste ist das Austüfteln des Aufbaus.
Am wenigsten Arbeit macht der Grundkörper (=das "Positivmodell").
Drauflaminieren ist auch einfach.
Sehr aufwändig ist das Verschleifen und das Finish.

Hat man sein GFK-Teil fertig gebastelt, kann man es mit Trennwachs und anderen Trennflüssigkeiten behandeln, und einen Abdruck nehmen (="Negativform"). Dabei dürfen keine Hinterschnitte passieren, sonst ist das Urmodell in der Negativform gefangen. Eine einfache Negativform kann man billig aus Gips machen. Hält für 2-3 weitere Laminate.

Die in die Negativform laminierten Teile sind nach dem Herausnehmen fast so schön, wie das Original. Also erübrigt sich ein aufwändiges Schleifen und Spachteln. Man muss nur die Ränder besäumen.

Dauerhafte Formen macht man aus speziellem Formenharz, mit einer Hinterfütterung aus Sand, Blähton, Glasgewebe, und anderen Materialien. Aber so tief müssen wir für einfache Verkleidungen nicht einsteigen.

Jetzt habe ich einige Ausdrücke verwendet, mit denen Interessierte weiter suchen können im Netz.

Grüße,
Klaus.

Hallo,

bei Karosserieteilen aus Kunststoff gilt es Folgendes zu bedenken:
-diese müssen einer Prüfung unterzogen werden. Das geschieht bei der Typprüfung durch den Hersteller. Es wird bewertet, ob das Material im Falle eines Bruchs scharfkantig splittert, oder eher harmlos. Außerdem ob das Material im Brandfall selbstverlöschend ist, sowie die Schlagzähigkeit des Materials. Das Fahrverhalten der Maschine darf nicht gestört werden.
Bei selbstgebastelten Karosserieteilen müssen wir also eine Einzalabnahme machen, sonst gibt es keine Plakette.

Bei Packtaschen und Topcases ist es anders: sie gelten als Gepäck. Gepäck ist alles, was ohne Werkzeug am Motorrad befestigt werden kann. Also abnehmbare Topcases, oder Gepäckrollen.
Genau genommen sind fest angeschraubte, käufliche Packtaschen aus dem Zubehörbereich nicht legal, (weil nicht ohne Werkzeug abnehmbar, bzw. montierbar). Würden wir die Packtaschen mit einem Hosenriemen am Rahmen befestigen, wäre das legal! Verrückte Welt!

Meine Packtaschen wollte ich abnehmbar haben, und habe mir deshalb flache Rändelschrauben gebastelt, die die Packtaschen ohne Werkzeug an den selber gebastelten Kunststoffträgern fixieren. So kann man gekaufte Packtaschen, die ursprünglich verschraubt worden wären, doch wieder "legalisieren", (wenn man es für nötig hält).

Gepäckträger / Packtaschenträger aus Stahl müssen auch nicht abgenommen werden.
Sind diese aber aus Kunststoff selber gebastelt, ist es eigentlich nicht zulässig ohne Materialgutachten. Aber ich hatte bisher noch keine Probleme bekommen. Vermutlich hat der Sachverständige nicht erkannt, dass es ein Eigenbau ist.

Gruß
Klaus.

Gruß
Klaus.